Von Null auf Hundert in zwei Monaten – oder wie man einen Instagram-Account startet
Endlich hatte ich eine Praktikumsstelle gefunden; drei Monate nach Abschluss meines Bachelorstudiums in Medienwissenschaft und Soziologie. «Text und Social Media» war der Jobtitel und bom! communication der Arbeitsort. Als Digital Native machte ich mir im Vorfeld keine grossen Sorgen um den Social Media-Teil meines Aufgabenbereichs – wie schwer konnte das denn schon sein?
Aber ups! Ganz so selbstverständlich war es dann doch nicht. Denn ich sollte einen Instagram-Account für bom! aufziehen, und zwar aus dem Nichts. Warum? Weil die Plattform das beliebteste und effektivste Tool ist, mit dem Unternehmen heutzutage auf sich aufmerksam machen und ihre Zielgruppe durch aktive Präsenz erreichen. Follower*innen und potenzielle Kund*innen können neben den Projekten auch einige Blicke hinter die Kulissen erhaschen. Jetzt, einige Monate später, kann ich mit Stolz sagen, dass das Instagram-Profil vom bom! knapp 153 Follower*innen hat (Stand Mai 2022). Wie ich das geschafft habe? Mit viel «Learning by doing», mit Konzept und Struktur und mit einer guten Prise Intuition. Lesen Sie selbst!
Let’s do this: Konzept und Vorgehensweise
Wenn ich Leuten erzähle, dass ich Social Media Managerin bin, denken die meisten, ich poste hauptsächlich Selfies, schaue mir Memes an und scrolle gedankenlos durch meinen Newsfeed. Das mag zwar teilweise auf meinen persönlichen Instagram-Gebrauch zutreffen, passt aber überhaupt nicht zur Verwaltung vom bom!-Instagram-Account.
Beginnen wir am Anfang. Das Fundament für ein funktionierendes Instagram-Firmenprofil ist das Konzept. Nichts mit «einfach mal posten, worauf man gerade Lust hat», wie es bei privaten Accounts der Fall ist. Und genau das war meine erste Herausforderung: ein Konzept erstellen.
Neben ersten Brainstormings und dem Googlen nach «Social Media Hacks» habe ich zunächst andere Schweizer Agenturen analysiert, um zu schauen, wie die das eigentlich machen. Durch die Erfolgsmethoden (Best Practice) von anderen zu lernen, erschien mir als hilfreich. Ich erkannte schnell, was die meisten dieser Werbeagentur-Profile gemeinsam hatten: eine Handvoll Posts pro Monat, sehr hohe Bild- und Videoqualität der Posts, catchy Headlines und spannende Texte zu den aktuellen Projekten und Kund*innen. Was ich allerdings bei den meisten Accounts vermisste, waren «Behind-the-scenes»-Inhalte: Einen Einblick in den Alltag der Werbeagentur, das Team, die Entstehung der Arbeiten und vielleicht sogar mal etwas Lustiges. Denn genau dafür wurde Instagram ursprünglich erschaffen: Um Bilder zu teilen – Bilder von echten Momenten und echten Emotionen. Nur so können sich Follower*innen mit dem Profil identifizieren. Und diese Beobachtung und Erkenntnis bescherte mir dann meinen Konzeptvorschlag:
Unsere zukünftigen Follower*innen sollen sehen, was bom! macht, aber auch, was bom! besonders macht. Ich möchte ihnen einerseits zeigen, mit wem wir zusammenarbeiten und bei welchen Projekten wir mitmachen, aber andererseits auch, was für eine angenehme, lockere Atmosphäre wir im Büro haben. Und nicht zu vergessen: die bombastische Aussicht über die Dächern von Basel. Kurz gesagt: Eine Mischung aus einem professionellen Portfolio und einem persönlichen Fotoalbum. Ich habe mich hierfür entschieden, weil es bom! in all seinen Facetten zeigt und auch unsere #companyculture – also die gelebten Werte eines Unternehmens – ein bisschen mehr ins Rampenlicht rückt. Gerade in unserer heutigen Arbeitswelt wird dies immer wichtiger für Arbeitgebende und Arbeitnehmende.
Der Redaktionsplan – plus das, was nicht planbar ist
Mit dem fertigen Konzept hiess es nun: kreativ sein, Bild- und Videomaterial in hoher Qualität produzieren und die Posts vorbereiten. Aber wie plane ich jetzt, was ich wann posten will? Ich habe angefangen mit einem tabellarischen Redaktionsplan in Excel zu arbeiten, was sich als sehr einfach erwies. Das hat den Vorteil, dass ich sowie alle Personen, die darauf zugreifen können, genau sehen können an welchem Tag was gepostet wird.
Allerdings ist, meiner Millennial-Meinung nach, nicht alles, was gepostet werden soll auch planbar. Denn was ist mit dem atemberaubenden Sonnenuntergang, den wir von der bom! Terrasse aus sehen? Oder mit dem unerwarteten Weihnachtslied, das jemand aus dem Team voller Freude singt und uns damit alle zum Lachen bringt? Spontane Geschehnisse kann man nicht planen. Posten will ich sie aber trotzdem. Das heisst: Der Redaktionsplan braucht ein bisschen Raum für zusätzliche Kreativität und Flexibilität. Das ist es, was den Account von bom! authentisch machen wird – teilweise planbar und teilweise überraschend. Ganz so wie das echte Leben.
Bei Null beginnen und organisch wachsen
Um jetzt endlich durchstarten zu können, musste ich erstmal einen Account für uns erstellen. Nachdem @bomcommunication startklar war, hiess es: Follower*innen generieren und den Account organisch wachsen lassen. Mit anderen Worten: Teilen, teilen, teilen. Und nochmals teilen. Ich habe jeden unserer Posts auf meinem privaten Instagram-Profil geteilt, um die Reichweite zu erhöhen. Denn aller Anfang ist ein wenig mühsam und braucht Geduld. Auch meine Kolleg*innen haben das gemacht. Recht schnell bekamen wir dadurch unsere ersten 40 Follower*innen. Das waren vor allem Menschen aus dem Freundes- und Kundenkreis. Die nächsten 20 Follower*innen waren dann aus dem entfernteren Bekanntenkreis des bom! Netzwerks und die darauffolgenden 20 kannte schliesslich keiner aus dem Team persönlich. Es waren Designer*innen in Basel oder andere Schweizer Agenturen, die wohl durch unsere Hashtags, über unsere Homepage oder auf andere Weise auf unser Profil gestossen sind. Bild für Bild und Video für Video wurden die Followerzahlen langsam mehr und ich hatte sehr viel Spass am Planen, Posten und Interagieren. Und dass sie nur langsam mehr wurden, war auch gut so: Denn wir wollen lieber echte Follower*innen, die echtes Interesse haben. Das bedeutet organisches Wachstum.
Reaktionen und Insights
Eines der wohl genialsten Features von Instagram sind «Insights»: eine Funktion, die ab 100 Follower*innen zur Verfügung steht. Damit werden grundlegende Analysen über den eigenen Account und das Engagement der Follower*innen möglich. Bis wir aber die ersten 100 Follower*innen hatten, musste ich meine eigenen Analysen machen und Schlüsse zum Nutzerverhalten ziehen.
Ich habe festgestellt, dass Video Reels (Kurzvideos bis zu 60 Sekunden) ein Muss sind, da sie sehr gut ankommen. Ebenso ist es mit Bild- oder Video-Content von bom! Mitarbeiter*innen, weil sie die Instagram-Nutzer*innen durch die persönliche Note ansprechen. Wie schon erwartet, hatten eben solche «Behind-the-scenes»-Posts von Projekten oder vom Team die meisten Views und Likes! Vor allem das Video Reel zur Tramwerbung des Verbands Bauberufe Basel im Oktober 2021 war ein Hit. Es hat heute über 3500 Aufrufe! Mit der Zeit wusste ich mehr und mehr, was ich posten und wie ich das Material bearbeiten muss, um die meisten Interaktionen zu erhalten. Was mich wohl am meisten überrascht hat, ist, wie viele Non-Follower*innen unser Profil erreicht hat.
Und jetzt?
Ich schätze sehr, wieviel ich in meinem 6-monatigen Praktikum lernen konnte. Ich dachte, ich kenne mich mit Instagram aus. Doch ich stellte schnell fest, dass es so viel gab, was ich noch nicht wusste.
Was ich jedem, der vor dieser Herausforderung steht, mitgeben kann, dann ist es Folgendes:
- Video Reels sollen zuerst in einer App (wie CapCut) bearbeitet und dann als Post geteilt werden (glaub mir - so sind kleine Fehler VIEL einfacher zu korrigieren)
- Qualität statt Quantität: Setz dich nicht unter Druck mit den Followerzahlen. Solange du authentisch bleibst und spannende Beiträge teilst, kommen die echten Fans von ganz allein.
- Zu guter Letzt: Hab Spass und sei kreativ! Und vergiss nicht, in der Mittagspause die Sonne auf eurem Balkon zu geniessen!